Eine phantastische Lehrstunde in Politik

Die FDP war in Berikon die erste politische Gruppierung, als sie sich am 31. August 1977 offiziell als Partei vorstellte, die örtliche CVP trat später hervor. Zuvor hatte sich das politische Leben eher hintenherum und über anonyme Flugblätter abgespielt. Ihren 40. Geburtstag beging sie aber nicht rückwärts-, sondern vorwärts gewandt.

Hans Kuster und Alfred Bosshard (erster Präsident) gehörten zu den Gründern. In der Mitte Yvonne Jenny, rechts Rolf Huber, der aktuelle Ortspartei-Präsident. Bild: hr

Die FDP Berikon präsentierte zu ihrem 40-Jahr-Jubiläum einen Topshot: Ständerat Ruedi Noser.

Die FDP war in Berikon die erste politische Gruppierung, als sie sich am 31. August 1977 offiziell als Partei vorstellte, die örtliche CVP trat später hervor. Zuvor hatte sich das politische Leben eher hintenherum und über anonyme Flugblätter abgespielt. Ihren 40. Geburtstag beging sie aber nicht rückwärts-, sondern vorwärts gewandt.

Man hätte das 40-jährige Bestehen der FDP Berikon mit einem grossartigen gesellschaftlichen Auftritt feiern können, tat man aber nicht. Vielmehr wurde es ein guter Abend von Politik der interessanteren Art, lediglich unterbrochen von Häppchen und leichten Getränken. Ruedi Noser, Ständeherr des Kantons Zürich, bot den vierzig Anwesenden eine Sternstunde der politischen Auseinandersetzung, die sich gewaschen hat. Er sei ein freisinniger Glarner – schon damit hatte er die Zuhörer im Sack und den Bezug in die Region, in der seine Tochter wohnt, erfrischend hergestellt. Wer die Mühsal auf sich nehme, eine Partei zu gründen, habe höchstes Lob und Dank verdient, für eine gute Dorfkultur, lobte Noser. Es brauche mehr Freisinn. Indes: «Wir geben Freiheit auf für mehr Sicherheit, aber sicherer wird nichts». Er sei ein Fan von einfachen Überlegungen. Heisst: Der Staat soll nur da eingreifen, wo’s nicht anders funktioniert. «Freiheit heisst Verantwortung übernehmen». Es sei ja in der Schweiz bereits eine grosse Heldentat, ein Gesetz abzuschaffen. Ruedi Noser scheut kein klares Wort, wo es um die gerade aktuellen politischen Themen geht. Ernährungssicherheit? «Schlecht für die Bauern, bringt nur Nachteile». Wenn eine Initiative keinen Inhalt hat, seien halt erstmal alle dafür. Abstimmung über die Rentenreform respektive die AHV? Eine Reform muss her, sie wird weh tun. Aber eine Reform sei nur gut, wenn sie weniger Probleme macht. Zur Freiheit gehöre, dass man die Probleme längerfristig anschaut. «Das ist nicht nur freisinnig, eher vernünftig». Bildungsreform, duales Bildungssystem? «Wir sind im Jahrzehnt der Talente. Wir brauchen wieder die Spitze, die Browns und Boveris».

«Ist diese Partei jung oder alt?» Rolf Huber, der aktuelle Parteipräsident, spannte den grossen Bogen seit der Gründung der Partei ins Heute. Die FDP Berikon zeichne die Fähigkeit aus, sachgerecht an die politischen Themen heranzugehen und das politische Leben in Gemeinde und Gesellschaft konstruktiv mitzugestalten. Seit 1980 habe sich Berikon durch hohe Bautätigkeit hervorgetan und vor allem Zuzüger- und Infrastruktur-Aufgaben bearbeitet. Huber erinnerte daran, dass die Freisinnigen die Themen Finanzen, Regionales, Verkehr, Gewerbe und Gewerbezonen, etc. immer intensiv mitgestaltet haben und bemerkte zu Recht, dass die wichtigsten Infrastrukturwerke wie Wasserverband, Elektra, etc. immer von FDP-Leuten geführt wurden. «Diese Partei hat sich in der Gemeinde immer durch Engagement bewiesen», sagte Rolf Huber stolz. Er merkte aber auch an, dass der Einsatz zum Wohl der Bevölkerung zu wenig Anerkennung finde – da schloss er zweifellos alle politisch freiwilligen Akteure ein. «Jugendliche wollen sich nicht binden lassen, bevor sie dreissig sind», damit sprach er die Förderung des politischen Nachwuchses an. «Ist unsere Partei jung oder alt?», konnte so nur eine rhetorische Frage sein. Die FDP Berikon tritt in den aktuellen Wahlrunden wieder mit überlegter Verantwortung an und sieht auch ihren Sitz im Gemeinderat unbestritten. Thomas Trüb, in Berikon aufgewachsen, Schulpflege, kandidiert für den abtretenden Parteikollegen Felix Baur. Den Politabend beschlossen die regionalen FDP-Grossräte Gabriel Lüthi, Widen, und Silvan Hilfiker, Oberlunkhofen, mit einem launigen gegenseitigen Interview zu ihren Erfahrungen im Grossratsleben. Es wurde ein herrliches Beispiel über die politische Ungeduld der jungen Politikergeneration, und die ist Partei übergreifend. -hr